Polarwirbel-Kollaps: Bringt uns der Winter 2024/25 eine Kälte-Apokalypse oder doch nur wieder viel heiße Luft?

Wird der Winter eisig oder mild? Klimaforscher warnen vor extremen Wetterlagen. Doch was kommt wirklich auf uns zu?

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Jedes Jahr geht es wieder von vorne los: Versprechungen die uns einen kalten und schneereichen Winter verheißen. Doch was ist diesmal dran?


Jedes Jahr aufs Neue fragen wir uns: Kommt der Winter mit eisiger Kälte oder bleibt es mild? Der Polarwirbel, ein gigantischer Luftstrom, der die arktische Kälte in der oberen Atmosphäre einfängt, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ist dieser stark und stabil, bleibt die Kälte im hohen Norden gefangen. Doch schwächt er sich ab, bricht die kalte Luft nach Süden aus und kann Europa eisige Temperaturen bescheren. So zumindest die Theorie.

Meteorologen und Klimaforscher schauen daher jedes Jahr gespannt auf den Zustand dieses Polarwirbels. Doch kann man wirklich nur diese eine Komponente betrachten, um eine präzise Wintervorhersage zu machen?

Klimamodelle sind komplex – der Polarwirbel ist nur ein Teil des Puzzles

Tatsache ist: Der Polarwirbel allein gibt noch keinen klaren Hinweis auf den kommenden Winter. Es gibt viele weitere Faktoren, die eine Rolle spielen. So beeinflusst etwa die Nordatlantische Oszillation (NAO) die Wetterlage in Europa erheblich. Ein positiver Index der NAO führt zu milderen und feuchteren Bedingungen, während ein negativer Index für Kälte und Schnee sorgen kann.

Es ist fachlich und sachlich falsch, sich bei einer möglichen Winterprognose nur auf einen einzigen Parameter einzulassen. So leicht lässt sich der Winter nicht in die Karten schauen.

Dazu kommen Effekte wie La Niña und El Niño, großflächige Klimaphänomene, die das Wetter weltweit beeinflussen. Auch die Schneebedeckung in Sibirien spielt eine wichtige Rolle, denn eine frühzeitige Schneedecke kann den Polarwirbel zusätzlich destabilisieren. Kurz gesagt: Der Polarwirbel ist wichtig, aber eben nur ein Baustein im komplexen Klimasystem. Ein Blick auf die vergangenen Winter zeigt das deutlich.

10 Jahre Winter in Deutschland – mild oder eisig?

Die letzten zehn Winter in Deutschland lassen eine klare Tendenz erkennen: Sie waren größtenteils mild. Besonders auffällig war der Winter 2019/20, der als einer der wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte einging. Kältephasen gab es zwar immer wieder, doch sie waren meist kurz und wurden schnell von wärmeren Luftmassen abgelöst. Auch der Winter 2020/21 brachte keine extreme Kältewelle, obwohl im Januar in Teilen Deutschlands eine kurze Schneeperiode herrschte.

Einige Winter wie der von 2017/18 brachten zumindest in den Alpen und höher gelegenen Regionen mehr Schnee, aber auch dort blieb es oft nicht lang genug kalt, um die weiße Pracht zu erhalten. Der letzte wirklich eisige Winter liegt schon eine Weile zurück: 2012/13. Damals hielt sich die Kälte über mehrere Wochen. Doch diese extremen Winter sind immer seltener geworden. Wissenschaftler führen das auf den Klimawandel zurück, der die durchschnittlichen Wintertemperaturen ansteigen lässt.

Wieso versprechen einige jedes Jahr Schnee und Kälte?

Jedes Jahr aufs Neue gibt es „Experten“, die einen Rekordwinter vorhersagen, mit Schneechaos und sibirischen Temperaturen. Doch warum kommen diese Vorhersagen fast nie ein? Viele dieser Scharlatane bedienen sich simpler Wetterphänomene wie einem schwächelnden Polarwirbel oder kurzfristigen Kältewellen, um Panik zu schüren. Natürlich gibt es immer eine kleine Chance, dass der Winter kälter ausfällt – doch die Wahrscheinlichkeit ist gering.

Medien greifen solche „Kälte-Schocker“-Prognosen gerne auf, denn sie sorgen für Klicks und Schlagzeilen. Eine milde Winterprognose verkauft sich eben schlechter als das Versprechen auf Schneechaos. Doch am Ende sind die Winter in Deutschland immer häufiger mild – und das aus gutem Grund.

Der Klimawandel macht kalte Winter unwahrscheinlicher

Der Klimawandel ist der Hauptgrund, warum die Winter in Europa und insbesondere in Deutschland immer milder werden. Die globalen Temperaturen steigen, und das hat auch Auswirkungen auf die Jahreszeiten. Zwar können Kälteperioden und Schneefälle immer noch auftreten, doch ihre Häufigkeit und Intensität nehmen ab. Stattdessen erleben wir zunehmend „Schmuddelwetter“ – feucht, grau und viel zu warm für die Jahreszeit.

Doch was bedeutet das für den Winter 2024/25? Auch hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es mild bleibt. Die Klimamodelle deuten darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzt. Der Polarwirbel könnte schwächeln, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir mit Dauerfrost rechnen müssen. Vielmehr scheint es so, dass auch dieser Winter nur vereinzelt kältere Phasen bringt, während insgesamt milde Temperaturen dominieren.

Fazit: Der Jahrhundert-Winter bleibt wohl aus

Trotz spektakulärer Prognosen einiger selbsternannter Experten ist es unwahrscheinlich, dass der Winter 2024/25 eisig wird. Der Polarwirbel spielt eine Rolle, aber er ist nicht der einzige Faktor. Vergangene Winter zeigen, dass Deutschland eher mildes Winterwetter erwarten kann – und der Klimawandel verstärkt diesen Trend. Schnee und Kälte in Rekordhöhe sind also weiterhin die Ausnahme, auch wenn sie sich jedes Jahr gut verkaufen.

Wir dürfen uns also auf den typischen „Schmuddelwinter“ einstellen – Regen, milde Temperaturen und nur selten Schnee. Ein Winter, der spektakuläre Schlagzeilen macht, bleibt wohl auch diesmal aus.